Tod im Teestübchen - Death in the Tearoom (Mitrate-Krimi/Mitrate crime)(DE/EN)
Fallakte Greifswald – Tod im Teestübchen - Case File Greifswald – Death in the Tearoom
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Das Teestübchen "Rosenduft" in der Greifswalder Altstadt war wie immer gut besucht. Zwischen altmodischem Porzellan, sacht knarrenden Dielen und dem Duft von Darjeeling saßen die vier Damen von Tisch 3. Marianne B., Agnes, Hilde und Frau König alle im besten Alter und mit einem Faible für Kriminalromane. Sie trafen sich jeden Mittwoch. Immer derselbe Platz. Immer dieselbe Uhrzeit. Immer derselbe Tee. Immer dieselben lebhaften Diskussionen über Mord, Motive und Missverständnisse in ihren geliebten Romanen.
Nur diesmal war etwas anders.
Mitten in einer hitzigen Debatte über das Ende eines besonders raffinierten Krimis, unterbrach Marianne plötzlich den Satz, den sie gerade beginnen wollte. Ihre Hand krampfte leicht, der Löffel fiel klirrend auf die Untertasse. Sie rang nach Luft, rutschte leicht zur Seite und stieß dabei ihre Teetasse um, die halbvoll auf das Spitzendeckchen kippte. Die Unterhaltung verstummte augenblicklich.
Agnes war die Erste, die nach ihr griff. „Marianne?“ Keine Antwort. Frau König rief nach Hilfe. Die Bedienung eilte herbei. Minuten später bestätigte der Notarzt: Kein Puls. Kein Atem. Keine äußerlichen Verletzungen.
Die Polizei übernahm und fand bald Grund zum Zweifel. Da keine Vorerkrankungen bekannt waren und der Tod plötzlich und ohne äußere Einwirkung eintrat, wurde der Inhalt der Teetasse sichergestellt und zur toxikologischen Untersuchung eingeschickt. Ein Gutachten wurde wenige Tage später übergeben das Ergebnis war auffällig, aber wurde vorerst nicht veröffentlicht. Die Ermittlungen liefen weiter.
Und auf dem Tisch lag ein vergilbter Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1984. Die Schlagzeile:
„Junge Mutter flieht aus Klinik Säugling zurückgelassen“
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The tearoom “Rosenduft” in Greifswald’s old town was, as always, well attended. Between vintage porcelain, softly creaking floorboards, and the scent of Darjeeling, the four ladies of table 3 sat together. Marianne B., Agnes, Hilde, and Mrs. König all seasoned in age and with a passion for crime novels. They met every Wednesday. Same place. Same time. Same tea. Same lively discussions about murder, motives, and misunderstandings from their favorite books.
But this time, something was different.
In the middle of a heated debate about the ending of a particularly clever mystery, Marianne suddenly stopped mid-sentence. Her hand cramped slightly, the spoon fell clinking onto the saucer. She gasped for breath, slid sideways and knocked over her teacup, spilling it halfway across the lace doily. Conversation fell silent immediately.
Agnes was the first to react. “Marianne?” No answer. Mrs. König called for help. The waitress rushed over. Minutes later, the paramedic confirmed: No pulse. No breath. No visible injuries.
The police took over – and soon found reason to doubt. With no prior illnesses known and the suddenness of the death, the contents of the teacup were secured and sent in for toxicology. A report was delivered a few days later the results were unusual but not disclosed. The investigation continued.
And on the table lay a yellowed newspaper clipping from 1984. The headline read:
“Young mother flees hospital infant left behind”
Die Drei von Tisch 3 ermitteln
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Agnes, Hilde und Frau König saßen noch lange da. Ihr Tee blieb kalt. „Ich glaube, wir haben einen Fall“, sagte Agnes leise.
Noch am selben Abend trafen sie sich bei ihr. Sie rekonstruierten den Nachmittag. Notierten Uhrzeiten, Beobachtungen, auffällige Gesten. Hilde hatte ein gutes Gedächtnis:
„Der Kellner war heute ein anderer.“
„Stimmt“, sagte Frau König. „Jung, höflich und blass.“
„Er brachte ihr den Tee an den Tisch. Das macht sonst keiner.“
Agnes runzelte die Stirn: „Und Marianne hat sich zweimal bedankt. Das hat sie noch nie getan.“
In Mariannes Handtasche fanden die Ermittler später ein altes Foto. Darauf: ein junger Mann, Anfang zwanzig, mit der Aufschrift: „Mai ’84 M. am See“
Doch der Kreis der Verdächtigen war größer als gedacht. Am Nachbartisch saß ein älterer Herr, der sich später als Marianne B.s Ex-Mann herausstellte. Die Bedienung hatte beobachtet, wie sich die beiden am Vortag heftig gestritten hatten über Geld. Er war jedoch nicht ihr erster Mann. In Mariannes Handtasche fand man ein altes Foto eines jungen Mannes - die Herkunft unbekannt. Die Aufschrift: „Mai ’84 – M. am See“. Wer er war - und warum sie das Bild aufbewahrte wusste niemand.
Gegenüber, nahe dem Fenster, saß ein Mann mittleren Alters, der sich später als ihr Bruder zu erkennen gab. Er war unangemeldet aufgetaucht angeblich, um über das Erbe der Eltern zu sprechen. Laut Aussage mehrerer Nachbarn hatte es am Vorabend einen lautstarken Streit im Hausflur gegeben, bei dem es genau darum gegangen sein soll. Der Bruder galt zuvor jahrelang als verschollen.
Und dann war da noch die geheimnisvolle Dame in rotem Mantel, die nie richtig zu Tisch kam, aber mehrfach zum Tresen ging und Marianne verstohlen musterte. Niemand kannte sie. Ihr Mantel war auffällig altmodisch, beinahe theatralisch. Sie bestellte nichts, sprach mit niemandem, und verließ das Café kurz vor dem Vorfall.
Später entdeckten die Ermittler auf Mariannes Handy einen Chatverlauf mit einer Liebschaft in Übersee - der sie regelmäßig um Geld bat. Die letzte Nachricht lautete:
„Ich brauche dringend mehr bitte vertrau mir.“
Und schließlich gab es da noch den neuen Kellner, der den Tee servierte freundlich, etwas blass, mit einem Blick, den Hilde als „ungewöhnlich ernst“ beschrieben hatte. Er war erst seit zwei Wochen im Rosenduft angestellt. Der Besitzer erwähnte beiläufig, dass der junge Mann im Waisenhaus aufgewachsen sei und es nicht immer leicht gehabt habe.
Seltsam war: Obwohl die vier Damen sich jede Woche sahen und dachten, sie kennen einander in- und auswendig, mussten sie nun feststellen: Es gab Geheimnisse. Mehr, als sie je vermutet hätten.
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Agnes, Hilde, and Mrs. König stayed long after. Their tea went cold. “I think we have a case,” Agnes whispered.
That very evening, they met again. They reconstructed the afternoon. Noted times, observations, unusual gestures. Hilde had a sharp memory:
“The waiter was someone new.”
“Right,” said Mrs. König. “Young, polite – and pale.”
“He brought the tea to her table. That never happens.”
Agnes frowned. “And Marianne thanked him twice. That’s never happened before.”
In Marianne’s handbag, the investigators later found an old photograph. A young man, early twenties, with the inscription: “May ’84 M. at the lake.”
But the circle of suspects was larger than expected. At the neighboring table sat an older man who turned out to be Marianne B.'s ex-husband. The waitress had noticed the two arguing loudly the day before about money. He was not her first partner. The origin of the photo in Marianne’s bag remained unclear. Who the man was and why she had kept the picture no one knew.
Across from them, near the window, sat a middle-aged man who later identified himself as her brother. He had shown up unannounced supposedly to discuss their parents’ inheritance. According to several neighbors, there had been a loud argument in the stairwell the night before about just that. The brother had previously been missing for years.
And then there was the mysterious woman in the red coat. She never properly sat down, but returned to the counter multiple times and watched Marianne furtively. Nobody knew her. Her coat was strikingly old-fashioned, almost theatrical. She ordered nothing, spoke to no one, and left the café shortly before the incident.
Later, investigators discovered a chat on Marianne’s phone with a lover overseas someone who regularly asked for money. The last message read:
“I really need more please trust me.”
And finally, there was the new waiter, the one who had served the tea polite, a bit pale, with a look Hilde described as “unusually serious.” He had only been working at Rosenduft for two weeks. The owner casually mentioned that the young man had grown up in an orphanage and hadn’t had an easy life.
Strangely, although the four women met every week and thought they knew each other inside and out, they now realized: There were secrets. More than they had ever imagined.
Die Spuren - The clues
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- Marianne war ungewöhnlich höflich - fast gerührt kurz vor ihrem Tod.
- Der Zeitungsausschnitt lag ordentlich auf dem Tisch, als hätte ihn jemand bewusst dort platziert.
- Der Zusammenbruch war nicht still sondern abrupt und sichtbar für alle am Tisch.
- Niemand konnte sich daran erinnern, dass sie etwas gegessen oder getrunken hatte, das anders war als sonst.
- Vier weitere Personen im Raum hatten offenkundige, wenn auch sehr unterschiedliche Motive.
- Der Tee war nur halb getrunken noch warm, leicht bitter im Nachgeschmack.
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- Marianne was unusually polite almost moved – shortly before her death.
- The newspaper clipping was placed neatly on the table, as if intentionally.
- The collapse wasn’t quiet but sudden and visible to everyone at the table.
- No one could recall her eating or drinking anything that seemed unusual.
- Four other people in the room had clear, though very different, motives.
- The tea was only half drunk still warm, slightly bitter in aftertaste.
Deine Aufgabe, Detektiv: - Your task, detective:
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- Wer hat Marianne B. getötet?
- Was war das Motiv und was verbindet es mit dem Artikel von 1984?
- Wie wurde die Tat ausgeführt?
- Wer hat etwas zu verbergen der Ex-Mann, der Bruder, die Frau in Rot oder der neue Kellner?
Alle Hinweise sind da. Die Damen von Tisch 3 haben gute Arbeit geleistet aber sie überlassen dir die Auflösung.
Was denkst du? Schreib deine Theorie in die Kommentare.
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- Who killed Marianne B.?
- What was the motive and how is it connected to the article from 1984?
- How was the act carried out?
- Who is hiding something the ex-husband, the brother, the woman in red, or the new waiter?
All the clues are there. The ladies of Table 3 have done good work but they leave the solution to you.
What do you think? Share your theory in the comments.
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Das ist mein allererster Mitrate-Krimi – ich hoffe, du hattest Spaß beim Miträtseln!
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This is my very first whodunit story – I hope you enjoyed solving it!
Eine Person scheint mir in der glücklichen Lage, aus dem Kreis der mutmaßlichen Täter ausgeschlossen zu werden. Nämlich die oder derjenige, der/die den Tee nach Mariannes unvorhergesehenen Abschied aus dem tristen Alltag noch probierte und zu dem Ergebnis gelangte, er sei bitter im Abgang. Falls jene Person noch lebend anzutreffen ist, kann auch der Teeblatt-Sammler aus Westbengalen von der Liste gestrichen werden, obwohl er in der Nähe von Darjeeling beim Pinkeln in der Öffentlichkeit ertappt wurde. Haupt verdächtig erscheinen mir die drei noch vitalen Weiber, die mit ihrer Annäherung an die Rolle von Miss Marple lediglich die Ermittlungen auf den vergessenen Klinik-Sohn lenken, der in Wahrheit allerdings nicht vergessen wurde, sondern sich weigerte, die Geburtsstation zu verlassen, da er die tägliche Ganzkörpermassage von Schwester Gaby nicht missen mochte. Ich tippe allerdings auf die Kellnerin vom Vortag, die während des heimlichen Beobachtens auch wichtige Dialoge einsaugen und unverfälscht wiedergeben kann. Sie könnte vom russischen Geheimdienst eingeschleust worden sein. Und wer von Putin gesandt wird, dem ist alles zuzutrauen. Friedrich Merz ist aber auch noch nicht auf der sicheren Seite. Vielleicht der erste Schritt zur Einsparung bei der Rentenzahlung?
Wie du somit unschwer erkennen kannst, scheint dein Ausflug in die rätselhafte Kriminalität die richtige Schleuse in meinem Kopf geöffnet zu haben.😉😊
Ich habe herzhaft gelacht, vielen Dank dafür.