Am Altwiener Ostermarkt

Liebe Leser!
Kürzlich hatte ich Gelegenheit, einen typischen Ostermarkt in Wiens Altstadt zu besuchen, ein Brauch, der seit etlichen Jahren leider auch stark kommerzialisiert wurde.

Der Eingang zum Ostermarkt auf der Freyung.
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Im Hintergrund ist das "Schubladkastenhaus" aus dem Jahr 1774 zu sehen, so genannt, weil es die Bürger, die mit diesem für die damalige Zeit ungewohnt modernen Bau nichts anzufangen wussten, an eine Kommode mit Schubladen erinnerte!
Links davon ein Zipfel vom Turm der Schottenkirche, der ältesten Klosterkirche Wiens. Ja, man kann kaum ein Foto in der Innenstadt machen, ohne erwähnenswerte Dinge darauf zu finden 😃.

Es herrschte ein geschäftiges Treiben, aber zum Glück kein allzu großes Gedränge.
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Diesen Platz, die "Freyung" gibt es schon seit dem 12.Jhd. Der Name kommt daher, weil 1181(!) der Klosterbezirk (neben dem Platz ist ja das Schottenkloster) von der städtischen Gerichtsbarkeit befreit worden war.

Hier, am zentralen Ostereierstand ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei. Alle diese Eier sind ausgeblasen und bemalt/bedruckt oder sonstwie dekoriert.
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Ein Oster-Maibaum(?), etwas versteckt zwischen "Freßbuden". So nenne ich abfällig die Stände, die fleischliche Genüsse aller Art anbieten. Mit Ostern hat das gar nichts zu tun. Die gleichen Stände touren das ganze Jahr über quer durchs Land, vom Sommerfest bis zum Christkindlmarkt. Aber man kann es verstehen, die Standmieten sind hoch und gegessen und getrunken wird immer! Und die Qualität (des Essens zumindest) ist meistens sehr gut!
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Das passt schon eher auf einen Ostermarkt.
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Hier gibt es Geflochtenes aller Art.
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Heutzutage schon eine Seltenheit: Eine - ja, was ist denn das? Wer weiß das und auch, wozu es benutzt wird?
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Das strahlende Frühlingswetter lud zu einem kleinen Stadtspaziergang ein. Erstaunlich wenig los war am Judenplatz mit dem Lessingdenkmal und (links davon) der ehemaligen böhmischen Hofkanzlei, in der heute der öst. Verwaltungsgerichtshof (VwGH) seinen Sitz hat (nicht zu verwechseln mit dem Verfassungsgerichtshof (VfGH), der direkt an der Freyung liegt). Erbaut wurde das hochbarocke Palais 1709 bis 1714 nach Plänen von Johann Fischer von Erlach.
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Absichtlich nicht im Bild (linkerhand) ist das 2000 errichtete Holocaust-Mahnmal, wohl eines der häßlichsten und unwürdigsten Denkmäler in Österreich.

Blick in eines der schmalen Seitengässchen vom Judenplatz, mit typischen Barockhäusern. In einem davon ist das traditionsreiche Restaurant "Ofenloch" untergebracht, in dem seit über 300 Jahren Speis´ und Trank serviert werden.
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Die Fundamente und Keller dieser Häuser sind noch weit älter und stammen teilweise noch aus dem Mittelalter! Ich durfte unlängst einen besichtigen, aber das ist Stoff für eine andere Geschichte...


Von der Freyung kommt man auch direkt in die immer sehr geschäftige Ferstel-Passage.
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Wie eine Miniaturkopie der Galleria Vittorio Emanuele II. (über die ich erst vor kurzem hier berichtet hatte) wirkt diese luxuriöse Einkaufspassage mit dem Donaunixenbrunnen unter der zentralen Glaskuppel.
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Das 1859 fertiggestellte Palais Ferstel zwischen Herrengasse und Freyung (benannt nach dem Architekten Heinrich von Ferstel) war ursprünglich ein Bank- und Börsengebäude, wurde im 2.Weltkrieg stark zerstört und um 1980 restauriert. Es beherbigt auch das heute bei Touristen beliebte "Café Central", vor dem sich am Wochenende oft lange Schlangen von Besuchern bilden. Wie es im Kaffeehaus aussieht (ein Besuch lohnt sich wirklich!), hatte ich schon hier beschrieben.
Aber ich schweife etwas ab, das soll für heute genug sein!

Fast vergessen, was ist mit dem 2.Rätsel? In einer der Schilderungen oben ist ein ziemlicher Fehler eingebaut. Wer ihn als Erster findet, bekommt ein 100% Upvote!


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Kleiner Stadtspaziergang




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Das ist eine Ratsche aus Holz. Die nimmt man um Lärm zu machen.
Klasse Post und hat einen Rehive verdient. Ich mag die schön verzierten Ostereier.

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Ratsche aus Holz um ordentlich Lärm zu machen :D ( Ich glaub bei uns auch ab und zu verwendet bei einer Treibjagd )

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Aber warum Lärm? Einfach um Lärm zu machen ist nicht ganz richtig, warum kam es dazu?

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Es heißt, dass die Glocken nach Rom fliegen, um dort den Segen zu erhalten. Hintergrund ist, dass das Läuten der Glocken mit Freude und Festlichkeit verbunden wird. In der Zeit der Trauer und Besinnung zwischen Karfreitag und Ostern soll daher das Läuten unterbleiben.

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Ist das der Preis für ein Ei oder für die Palette (6 Stück?) 🤔

Pro Ei würde ich niemals ausgeben, auch wenns ggf. gerechtfertigt Preis ist.

!LOL

Kenne das auch als Ratsche und das es zum Ruf für den Gottesdienst dient während Ostern.

Und als Eltern nerventötendes Spielzeug. Wenn man also jemanden nicht mag, der Kunder hat, dann schenkt man dem Kind sowas. !LOL🤣🤣🤣🤣🤣🤣

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Der Preis ist leider pro Ei!

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Autsch, dann lieber selber machen. Auch wenn da schöne bei sind.

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So eine Ratsche aus Holz haben in Oberschwaben auch verschiedene "Hästräger" in der Fasnet dabei.

Ich war früher Ministrant und in der Karwoche wurden während der Messe keine Klingel oder Schellen benutzt sondern Holzklappern. Das sollte an das Leiden Jesu erinnern. Erst am Ostersonntag wurden wieder die üblichen Schellen verwendet.

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siehe Wikipedia

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Ostermarkt.... ist schon witzig. Was trinkt man denn da? Eierlikör?
Aber einige interessante Sachen haben die schon, wie zB. an dem Korbflechterstand. Da steht wohl, das sie auch Stühle mit Flechtwerk reparieren - so jemand zu finden ist heute gar nicht so einfach, und gewöhnlich sauteuer. Früher war das weitverbreitet, gerade auch bei Bugholzmöbeln wie Kaffeehaus-Stühlen.
Dieses Holzding ist eine Ratsche, die benutzt man zum Krachmachen. Mehr kann sie eigentlich nicht. Sie wurde zB. als Alarm eingesetzt, von Polizisten oder sonst jemand der Aufmerksamkeit erregen wollte. Heute wohl meist noch bei Fußballfans zu finden. Fun fact: bei der britischen Armee hatte man die Dinger während des 2. Weltkriegs bei Übungen, um damit ein Maschinengewehr zu simulieren. Richtige Munition war zu teuer und wurde an der Front gebraucht. Na ja, immer noch besser als "Peng, Peng, Peng!" zu rufen, schätze ich... :)

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Everything looks so beautiful and looks so awesome

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That´s the idea to not post random or ugly stuff :)

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Hey there! Your InLeo Premium membership expired and I noticed you didn't renew it

I'm looking for ways to improve the Premium experience, do you mind giving me feedback and maybe a couple reasons why you decided not to renew it?

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It isn´t worth it for me, frankly I don´t use Inleo that much, it is too buggy (several times threads disappeared), there is no portfolio view, there are no collections, the editor still has Steem vibes (also it is preset to 5% Inleo beneficiary), also the wallet is much better in peakd and in case I thread once in a while, there is hardly any feedback. No wonder, threads get buried too fast.

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Die Invasion der Ostereier! Ob so viele gekauft werden? Oder schlummern sie schon seit Jahren in Kisten um auf den großen Moment zu warten.
Ich geh mal davon aus, dass das kein Maibaum ist, aber hmm keine Ahnung und so überlasse ich die "Fehlersuche" besser den Wiener Lesern 🙂

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I love those little towns around the Austrian border. I remember being in Augsburg a few years ago and I loved that city because the buildings were like the above. Great part of the world when the Winter is over.

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The building really looks so huge

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(Edited)

Hat das 2. Rätsel damit zu tun ... "Diesen Platz, die "Freyung" gibt es schon seit dem 12.Jhd. Der Name kommt daher, weil 1181(!) der Klosterbezirk (neben dem Platz ist ja das Schottenkloster) von der städtischen Gerichtsbarkeit befreit worden war."

  1. Zunächst ist nicht belegt (zumindest ist mir keine Quelle untergekommen), ob der Platz nicht schon zuvor als freier Platz bestanden hat, als dort zunächst die provisorische Kirche errichtet wurde.
  2. Deine Formulierung erweckt den Eindruck, dass der Platz schon seit damals den Namen Freyung trug. Dem ist aber nicht so. Eventuell wurde der Platz schon früher im Volksmund so bezeichnet, allerdings hieß der Platz zunächst "Gegend bei den Schotten". Der Name Freyung war erst ab 1710 geläufig.
  3. Der Name Freyung könnte auch auf den Friedhof (früher: Freithof) zurückgehen.
  4. Ein Bezug zur 2. Türkenbelagerung 1683, wo evtl. Relevantes Rund um die Befreiung Wiens (frühere Schreibweise: Befreyung) namensgebend war, wäre auch möglich und insbesondere zeitlich passend, weil der Name Freyung erst nach der 2. Türkenbelagerung gebräuchlich war. Gefunden habe ich diesbezüglich, dass der 1883 enthüllte Hauptaltar die Schottenkirche zu einem Denkmal für die Türkenbelagerung macht. Der Sarkophag des Verteidigers von Wien während der Zweiten Türkenbelagerung 1683, dem Türkensieger Ernst Rüdiger Graf Starhemberg befindet sich in der monumentalen Krypta (Stiftergruft). Er wurde seinem Wunsch entsprechend nach seinem Tod 1701 im Stift bestattet. Dementsprechend könnte der Platz der Kirche damals der Befreyung Wiens gewidmet worden sein.
    Quellen: Wikipedia / Wien Wiki / ÖAW Türkengedächtnis
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Alles, was Du sagst, stimmt sicher, aber das meinte ich nicht. Natürlich habe ich vieles weggelassen, sonst wäre der Post viel länger gewesen. Es ist ein viel fundamentalerer Fehler.

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Ich habe den Text nach Hinweisen durchsucht - allerdings steckt der Fehler in der Bebilderung - das zweite Bild stammt vom Ostermarkt am Hof.

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Wegen dem Denkmal am Judenplatz muss ich dir recht geben. So etwas von grottenschlecht .... ist aber nix neues auf der 'Kunstszene' in Wien. Da waren vom Anfang an die meisten Bürgen dagegen.

Das 'Ofenloch' hab ich noch in Erinnerung. Gutes Essen und Service. Ich hab einen Freund von Deutschland der öfters nach Wien kommt. Er kennt sich hier besser aus als ich, jedenfalls was Speis und Trunk angeht. Ohne ihn hätte ich so etliche Lokale in Wien nicht gekannt. Wenn er hier ist dann starten wir unser Treffen immer in der Ferstel Passage, beim Cafe Beaulieu.

Schon über 13 Jahre her als ich dieses Foto aufgenommen habe - eben auf meinem Weg zum 'Ofenloch' - da hat ein Spaßvogel beim Uhrenmuseum die Buchstaben vertauscht:


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