Kräuterkunde: Fünffingerkraut - Potentilla reptans

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(Edited)

Potentilla reptans soll (angeblich) im Gegensatz zum Potentilla anserina schwächer wirken.

Familie

der Rosengewächse (Rosaceae) und gehört zur Gattung der Fingerkräuter (Potentilla), die weltweit etwa 300 bis 500 Arten umfasst.

wichtigste Vertreter der Fingerkräuter:

  • Blutwurz (Potentilla erecta)
  • Gänsefingerkraut (Potentilla anserina)
  • Fünffingerkraut (Potentilla reptans)
  • Scheinerdbeere (Potentilla indica)

Das Fünffingerkraut wird oft mit dem Odermenning verwechselt. Wobei der Odermenning eine eigene Gattung ist und die wissenschaftliche Bezeichnung Agrimonia eupatoria hat. In diesem Beitrag könnte man den Odermenning und das Fünffingerkraut bei erstem Blick leicht verwechseln, doch die wissenschaftliche Bezeichnung gibt in diesem Fall eine genaue Erkennbarkeit.

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auf jeder Zacke ist ein Tautropfen :)

Volkstümliche Namen

  • Kriechendes Fingerkraut
  • Unkraut mit gelben Blüten
  • Kriechender Gänsefuß
  • Kriechender Gänserich
  • Goldenes Fingerkraut
  • Anserine
  • Gänsefingerkraut
  • Gänsefünfblatt
  • Mauersalat

Namensherkunft

Angeblich leitet sich der Gattungsname "Potentilla" aus dem lateinischen Wort "potens" ab, was auf deutsch "mächtig" bedeutet. "potens" erinnert auch an die Potenz (Fruchtbarkeit).

Der Namensanhängsel "illa" ist als Verkleinerung anzusehen. Evtl auch wie eine Verniedlichung, ähnlich wie mit dem -chen im Deutschen und dem -chan im Japanischen. Dieser Stilmittel nennt sich auch Deminutiv. Entweder weil sich die Pflanze vor allem auf dem Boden bewegt hat oder wegen der Heilkraft, hieß es so.

Nun der spezifische botanische Artname "reptans" soll angeblich auch aus dem lateinischen Wort "repere" abgeleitet haben, was auf Deutsch "kriechend, schleichend" bedeutet.

Im Englischen nennt man das Fünffingerkraut auch Cinquefoil. Dies ist eigentlich Französisch "Cinque" = Fünf und "Foil" lässt sich auf Blatt übersetzen.
Man nimmt an, dass sich der deutsche Begriff "Fünffingerkraut" auch aus dem griechischen "pentafilon" bzw dem lateinischen Wort "quinquefolium" abgeleitet wird. Die wörtliche Übersetzung soll auch Fünfteilig bedeuten.

Mythologie/Geschichte

Fünffingerkraut ist eine Schutzpflanze, die böse Geister am Haus und Hof fernhält. Deswegen sieht man sie als ein magisches Schutzkraut an.

Das Fünffingerkraut hat fünf Finger. Fünf ist ein kraftvolles Symbol für fünf magische Energien, die das Lebensglück fördern: Liebe, Kraft, Weisheit, Gesundheit und Wohlstand. Dieses Kraut kann dir Beistand leisten, deine Wünsche und Träume zu verwirklichen und positive Energie in dein Leben zu bringen.
Von mir hinzufügend: Wohl können auch die 5 Finger auf die 5 Elemente hinweisen: Wasser, Erde, Luft, Feuer und Äther.

Da das Fünffingerkraut auch aussieht wie eine Hand, kann man sich vorstellen, wie als würde die Pflanze dir die Hand zur Heilung reichen.
Vielleicht auch wegen dem Erscheinungsbild des Krautes, wird das Kraut dafür verwendet, um alles zu erreichen, was die physische Hand kann. Diese Eigenschaft macht das Kraut zu einem ausgezeichneten Begleiter für Rituale und Zaubersprüche.

Deshalb ist es auch bei Kartenspielern mit Lucky Hand Root kombiniert ein hilfreicher Glücksbringer. Wenn Sie jemanden um einen Gefallen bitten möchten, tragen Sie ein wenig vom Five Finger Grass mit sich, und Sie werden erhalten was Sie sich wünschen.

Man nutzte unteranderem auch das Fünffingerkraut zum Frauenfest am 15. August. Mehr dazu hier

Nach Hildegard von Bingen:

"Das Kraut ist gut gegen Fieber. Mische Semmelmehl mit Wasser und zerstoßenem Fingerkraut. Gebe Baumöl hinzu und knete einen Teig. Diesen tue auf ein Stück warmen Stoff und mache einen Bauchumschlag. Nach einem halben Tag auflegen wiederhole es und das Fieber schwindet."

und

"Das Kraut ist gut gegen Fieber und Vergiftungen. Zerstoße das Fingerkraut und dann mische Semmelmehl mit Wasser, wie wenn du ein Törtchen machst. Dann gebe Baumöl oder Mohnöl dazu und knete einen Teig. Diesen Teig tue auf ein Stück Tuch, nachdem du es erwärmt hast. Umwinde damit den ganzen Bauch des Menschen, der Fieber hat. Wenn ein halber Tag vergangen ist, nimm das Tuch weg, wärme es abermals und lege es wieder auf und das Fieber wird weichen. Wer Gelbsucht hat, mache mit Fingerkraut, Semmelmehl und klarem Wasser ein Törtchen und esse davon nüchtern während neun Tagen. Wenn Gott es nicht verhindert, taugt das Kraut zum Heilmittel."

Es heißt, dass der griechische Arzt Dioskurides mit der Abkochung der Wurzeln des Pentaphyllon (Fünffingerkraut) die Störungen des Verdauungstraktes, Epilepsie, Entzündungen, Abszesse, Drüsenschwellungen, Blutungen, Hauterkrankungen und Zahnschmerzen behandelte.
Nach Paracelsus wird das Fünffingerkraut auch ein Zahnschmerzmittel genannt, welches die lockeren Zähne festigt.

Im Kräuterbuch Tabernaemontanus wird die Pflanze als Krebsmittel beschrieben: "Das Kraut mitsamt der Wurzel gesotten und mit altem Schweineschmalz vermischt und erwärmt, kann wie ein Pflaster über einen Körperteil gelegt werden. Das heilet den Krebs und alle Wunden."

Fast dasselbe habe ich in der Quelle 26 gehört:
Paracelsus sagt, dass das Kraut mitsamt der Wurzel gesotten und in Schweineschmalz vermischt, kann als Pflaster auf ein Körperteil gelegt werden. Das heilt, auch Wunden und Krebs soll es helfen.

Kräuterpfarrer Künzle empfiehlt das Auflegen von zerquetschten, frischen Pflanzenteilen bei Hirn- und Hautentzündung, weil dies die Kopfnerven stärkt.

Um die Frau gut zu erden, kann man das Fünffingerkraut auch in Frauensalben benutzen.

Zur Sommersonnenwende das Kraut gepflückt und getrocknet, und dann in den Geldbeutel gelegt, soll das Geld vermehren.

Die Planetenzuordnung ist Mond und Venus.

unterstützende Edelsteine:

  • Petalit
  • Pyrit
  • Apophyllit
  • Perlmutt
  • Kupfer
  • Katzenauge
  • Aquamarin
  • Amazonit

Das Fünffingerkraut ist dem Kehl-Chakra / hellblau zugeordnet.

Kehlchakra ist für folgendes zuständig:

Hals, Kehlkopf, Kiefer, Zähne, Lungen, Haut
sprachlicher Ausdruck, Kommunikation, Fülle, Kreativität

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hier erkennt man die Vorstufe der Blüte, welche auf grünen Blättern sitzen wird

Inhaltsstoffe

Pharmakologische Studien um die nachfolgenden Informationen zu bestätigen sind meistens in-vitro. Doch beruht auch vieles der Erfahrungskunde der Volksheilkunde.

Bisher sind mehr als 210 neue und bekannte Verbindungen für zahlreiche Potentilla-Arten bestätigt

  • geringe Maße Triterpene
  • phenolische Verbindungen
  • hoher Anteil Gerbstoffe (ca. 5-10%)
  • Schleimstoffe
  • Kalzium
  • Eisen
  • Schwefel
  • Phytosterole
  • Phytosterine
  • Cumarine
  • Cholin
  • Flavonoide
  • Pseudosaponine (Tormentosid)
  • hohen Anteil Tannine
  • Bitterstoffe
  • reichlich Vitamin C

Wirkungen

  • blutzuckersenkend (antihyperglykämisch)
  • leberschützend, leberkräftigend (hepatoprotektiv)
  • entzündungshemmend (hepatoprotektiv)
  • antibakteriell
  • antioxidativ (hepatoprotektiv)
  • neuroprotektiv, nervenschützend
  • krampflösend
  • wundheilend
  • adstringierend
  • schmerzstillend
  • blutreinigend und macht Blut dünnflüssiger -> gut bei Krampfadern
  • fiebersenkend
  • verdauungsregulierend
  • harntreibend
  • krebshemmend
  • zusammenziehend
  • durchfallhemmend
  • stopfend
  • antiviral
  • immunstimmulierend
  • antineoplastisch (tumorhemmend)

Der Wirkstoffgehalt hängt vom Standort ab. Angeblich sind sie auf den Alpen am wirkungsvollsten.

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unscharf im Vordergrund sichtbar, sieht man den Ausläufer des Fünffingerkrautes

Anwendungsgebiete

  • Fieber
  • Zahnweh, Zahnschmerzmittel, welches lockere Zähne festigt
  • Magen-Darm-Beschwerden, Darmkrämpfen, Durchfall
  • Bauch- und Unterleibsbeschwerden, auch bei schmerzhafter Menstruation mit Krämpfen
  • Blutungen jeder Art, z.B. Blutungen und Entzündungen der Mundschleimhaut (Gurgellösung)
  • bei Hautproblemen, unreine Haut
  • zur Desinfektion von Wunden
  • Nagelentzündung
  • Demenz
  • Diabetes mellitus
  • Menstruationsbeschwerden
  • Bluthochdruck
  • Hepatitis B Helicobakter pylori
  • Krampfadern
  • trägen Blutkreislauf, niedrigem Blutdruck, Kreislaufprobleme
  • Insektenstiche
  • Wurzelabkochung bei Lungenleiden
  • Heiserkeit
  • Mandelschwellungen
  • Nierenleiden
  • Geschwüren
  • Halsschmerzen
  • Schwindsucht
  • Husten

Waschungen mit dem Absud von Fünffingerkraut vertreiben Gesichtsflecken, Schuppen und Pickel, heilen rote, entzündete oder triefende Augen

Traditionell:

  • Durchfall
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • inner- und äußerlicher Entzündungen
  • Menstruationskrämpfe
  • Lebererkrankungen

Volksmedizin: Vorbeugung von Krebs

  • Wurzeltee und Wurzelabkochung mit Honig bei Lungenleiden
  • Tee aus Kraut hauptsächlich bei Störungen im Magen-Darm-Bereich

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Anwendungsbeispiele

kann roh verwendet werden

  • Salate
  • Eintöpfe
  • Kräuterquarks- oder Frischkäse
  • Brote
  • in Suppen
  • Smoothie
  • Kaltwasserauszug
  • Tee
  • Tinktur (in der Homoöpathie bei Magen-Darm-Problemen)
  • Frühjahrswein
  • Dressing mit anderen Kräutern
  • Wattepad in Tee und dann aufs Gesicht tupfen gegen Hautunreinheiten
  • Kosmetik: Blätter in Waschwasser hilft gut bei sensibler, leicht rötender und Wetter empfindlicher Haut
  • Umschläge und Waschungen bei Pickeln und Mitesser
  • Wildkräuterpesto
  • Räucherungen

verwendete Pflanzenteile

  • Blätter, Triebspitze
  • Blüten
  • Wurzeln (soll am wirkungsvollsten sein)

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Merkmale

  • mehrjährig, anspruchslos, pflegeleicht, winterhart (-34,5° bis -28,9°)
  • Wuchsart: ausdauernd, krautig, wächst am Boden entlang
  • Wuchstyp: Staude
  • Wuchseigenschaften: flachwüchsig, teppichbildend, Ausläufer, dicht
  • Boden: mäßig feucht bis feucht, nährstoffreich, mäßig stickstoffreich, neutral bis kalkhaltig, niemals stark sauer oder salzhaltig
  • Stängel: kriechende, bis einen Meter lange, meist rötlich gefärbte Stängel, fein behaart, Knoten können sich zu Wurzeln ausbilden
  • Ausläufer erreichen Länge von 30 bis 100 cm
  • Wurzel: Pfahlwurzel bis 45 cm Tiefe
  • Blätter: fünfzählig gefiederten Laubblättern, leicht behaart und bilden an der Basis ungeteilte Nebenblätter, dunkelgrün, am Rand gezähnt und deutlich eingekerbt, wechselständig am Stiel
    !5 Blätter: Fünffingerkraut; mehr als 5 Blätter: Kriechendes Fingerkraut!
  • Blütenfarbe: gelb
  • Blüten: radiarsymmetrische Blütenkopf mit 5 Einzelblüten (nennt man auch Kronblätter), zweieinhalb cm groß, stehen einzeln an einem langen Stiel, zwittrig, Blütengröße unter 5 cm, Spitzen der Blütenblätter sind eingekerbt, auf beiden Seiten der Blüte behaart, Blüte wie auf grünen Teller drauf wachsend
  • Samen: zahlreiche Samen ausbildend
  • Früchte: bis zu 200 kleine Nüsschen, sind nur 1 mm groß und werden von Ameisen verbreitet
  • Fruchtfarbe: zunächst grün, wird mit dem Alterungsprozess braun
  • Höhe: 10 bis 20 cm
  • Geschmack: säuerlich-süßlich, scharf und zusammenziehend, mild und salatartig
  • Duft: neutral

Vorkommen

In den Alpen hat man sie bis auf 1.759 Meter Höhe entdeckt.

  • fast ganz Europa
  • Asien

Fundorte

  • Sonne bis Halbschatten
  • Gärten
  • (feuchte) Wiesen
  • an Straßenböschungen
  • auf Äckern
  • Gräben
  • Wegen
  • Ufern
  • Bahngleisen
  • feuchten Ruderalfluren
  • ruderalen Schuttfluren (Bahnschotter)
  • Tal- bis Berggebiete
  • Wildpflanzenbeet

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Sammelhinweise

  • Aussaatzeit: Herbst
  • Vermehrung mit Ablegern und Samen
  • Blütezeit: Juni bis August
  • Sammelzeit: ganzjährig

Die Pflanze ist häufig anzutreffen und daher als ungefährdet eingestuft.

Ökologischer Wert
Pollenpflanze für Sandbienen Andrena spp. und Furchenbienen Lasioglossum spp. oder Halictus spp. Blätter als Raupennahrung für Würfelfalter Pyrgus armoricanus.

Dieses Fünffingerkraut eignet sich zum Genuß für den Menschen, doch auch für Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Degus und Chinchillas.
Dennoch sollte man sich an diese Pflanze langsam herantasten, wenn man einen empfindlichen Magen hat. Falls der Magen schmerzhaft reagiert, sollte man alle Fingerkräuter (auch Blutwurz) meiden.

Verwechslungsgefahr!

  • Mit anderen Fingerkräutern, wobei alle, die bei uns beheimatet sind, wohl ungefährlich sein müssten. Mehr als 5 Blätter -> kriechendes Fingerkraut
  • mit den leicht giftigen Hahnenfußgewächs mit auch gelben Blüten !

Quellen:
t.me/pflanzenheilkunde
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Hinweis!

Bei Verbesserungsvorschlägen, Fehlern und Inspirationen bitte ich um Korrektur. Der Beitrag ist nicht vollständig und es ist noch lange nicht alles über diese Pflanze gesagt.
Dieser Beitrag dient nicht als Heilversprechen, sondern als Zusammenstellung, was ich über die Pflanze im Internet finden konnte. Wenn du die Pflanze einnimmst, bedeutet es nicht, dass du automatisch von all deinen Krankheiten befreit bist, doch du kannst sie als Begleitmittel nutzen und um dich wieder mit der Natur zu verbinden.

Da ich für Eigenverantwortung bin, wünsche ich mir, dass ihr euch selbst informiert, wenn ihr eine Pflanze einnehmen wollt, und nicht nur auf diesen Beitrag vertraut, sondern euren eigenen Weg findet mit der Natur zusammenzuarbeiten.

Dann wünsch ich euch viel Spaß bei eurer Reise mit der Natur :)

~charlissy



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8 comments
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Hallo

Und wie immer, danke für den schönen Artikel. Ich lese sie gerne🤗

Ein Hinweis von mir

Fundorte:

Bahngleisen
ruderalen Schuttfluren (Bahnschotter)

Man sollte keine Kräuter die auf, bei und nahe Bahngleisen verzehren, da es hier meist eine sehr hohe Konzentration von Giftstoffen gibt, die die Bahn benutzt um die Gleise frei von Gewächsen zu halten.

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Freut mich sehr ! Dann gehörst du wohl zu einen meiner aufmerksamen Lesern ;)
Und danke für den Hinweis. Daran hab ich tatsächlich gar nicht gedacht, da ich da eh nicht pflücke.
Letztes Jahr hab ich allerdings schon einmal Storchschnabel von einer Bahngleise gepflückt und verzehrt. Doch der Zug ist da monatelang nicht drüber gefahren, stand also brach und niemand hat sich um die Bahnstation in der Pampa gekümmert.

schönen tag :)

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